von Norbert Rau

2019 soll das Jahr der Bahnstadt-Seele werden

Nanu, was soll denn das? werden sich einige denken. Ganz einfach: dahinter steckt das Vorhaben des Stadtteilvereins „Die Seele der Bahnstadt weiterentwickeln“, das diesjährige Motto der Vereinsarbeit. Skizziert von Dr. Norbert Rau

Grund ist die Beobachtung, dass in den 10 Jahren Bahnstadtwachstum das Gemeinschaftsgefühl nicht mehr dasselbe ist wie in den ersten Jahren, eine logische Folge des räumlichen und des zahlenmäßigen Wachstums. Denn immerhin wird die Ausdehnung mittlerweile in Kilometern und nicht mehr in Metern gemessen, und über 4.000 Ansässige und noch mehr tagsüber Beschäftigte sorgen für eine immer stärker werdende Anonymität.

Das ist unvermeidbar und dennoch hat sich der Stadtteilverein Bahnstadt vorgenommen, gegen die empfundene Tendenz zur Seelenlosigkeit mit einer Reihe von gemeinschaftsfördernden Aktivitäten anzukämpfen. Nicht erst seit 2019, aber in diesem Jubiläumsjahr verstärkt. Um die Bewohnerschaft dabei mitzunehmen, ist es allerdings erforderlich, dass sich ein großer Teil mit dem Verein identifiziert. Mit mehr als 12%, die mittlerweile Mitglied sind, wurde das selbstgesteckte Ziel bislang übererfüllt. Die Strategie: Wenn der Verein rund ein Zehntel sowohl mit vereinsinternen als auch öffentlichen Gemeinschaftsaktivitäten erreicht, werden diese weitere Kreise ziehen und bei entsprechender Beständigkeit im Laufe der Zeit den größten Teil der Bewohnerschaft erreichen.

Zur Strategie gehören auch die 2018 geborenen Vereinsaktivitäten BahnstadtAktiv und BahnstadtLive. Letzteres stellt ein Konzept dar, Besuchern aus der Bahnstadt und von außerhalb monatlich kulturelle Highlights zu bieten. Dabei hat sich der Verein nach tief gehenden Diskussionen entschlossen, einen riskanten und unkonventionellen Weg zu gehen. Diese Veranstaltungen werden nämlich seit Jahresbeginn eintrittsfrei angeboten, alles mit dem Ziel, sie zu einem Kommunikationsmittelpunkt zu machen, zu dem möglichst viele Interessierte kommen. Die Kosten werden durch Spenden und den Getränkeverkauf, notfalls auch aus (den noch knappen) Vereinsmitteln gedeckt. Kultur in der Nachbarschaft gemeinschaftlich erlebbar zu machen, wird so zu einem Teil der Bahnstadt-Seele. Der Anfang war erfolgreich und wurde mit einem langen, anerkennenden Artikel in der RNZ bedacht.

BahnstadtAktiv hingegen richtet sich mehr an Vereinsmitglieder, wenn auch Nicht-Mitglieder jederzeit willkommen geheißen werden. BahnstadtAktiv veranstaltet Ausflüge, Wanderungen mit und ohne Fahrrad, Kurse, Museumsbesuche, den „Lebendigen Adventskalender“ und vieles mehr. Erstaunlich, wieviele nette neue Freunde man bei einem Ausflug mit Nachbarn gewinnen kann, stellen viele fest. Auch das ist „Seele“.

Im Jubiläumsjahr wird den größeren Veranstaltungen wie dem Sommerfest mit Bahnstadtlauf am Samstag, den 20. Juli natürlich besonderes Augenmerk geschenkt. 2018 nahmen am Sommerfest immerhin rund 2.000 Gäste teil, viele davon nicht aus der Bahnstadt. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine offene Bühne, den schon traditionellen Bahnstadtlauf, beste Musik, Info-Stände und ein attraktives kulinarisches Angebot geben. Die Stadt Heidelberg steuert angesichts des Jubiläums verschiedene Programmpunkte dazu bei.  

Im Vergleich hierzu sind Martinsumzug und Weihnachtsliedersingen (mit RNZ-Spendenaktion) mit einigen hundert teilnehmenden Kindern und Erwachsenen kleiner, aber für das Gemeinschaftsleben nicht weniger wichtig, ebenso wie die monatlichen Mitgliedertreffs, das Repair Cafe, das Kinderkino und die Stadtteil­frühstücke. Letztere werden überwiegend von Mitgliedern besucht, so wie auch die Vereinsgruppen Kinderchor „Kleine Bimmelbahn“, der Erwachsenenchor „Abgefahren“, und der Spieletreff, die von Mitgliedern getragen werden, auch solchen, die nicht in der Bahnstadt wohnen.

Einen neuen Namen tragen die „Themenabende“, früher Bahnstadt-Stammtisch genannt, ein Name, der vielleicht manchmal missverstanden wurde. Zu den öffentlichen Themenabenden werden Referenten und Referentinnen eingeladen, die ein die Bahnstädter besonders interessierendes Thema aufgreifen. Hier geht es häufig auch um problematische Themen wie z.B. den Energiekosten. Der Austausch von Wissen und Tipps ist ein wichtiger Gemeinschaftsimpuls.

2019 verstärkt der Stadtteilverein die oben beschriebenen Aktivitäten und stößt neue an, um das nachbarschaftliche Zusammenleben zu fördern. Kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen - z.B. das für den 13. Mai geplante Wahlforum zur Kommunalwahl 2019 - werden hierbei im Vordergrund stehen, weil sich mit diesen „Vehikeln“ das Gemeinschaftsleben am wirkungsvollsten anstoßen lässt. Und Mitglieder sollen vermehrt dazu ermuntert werden, sich in eigenen Projekten und Vereinsgruppierungen zu engagieren.

Um alle Aktionen publik zu machen, hat Vorstandsmitglied Dr. Alexander Hubert eine neue Homepage entworfen, deren erste Version jetzt live gestellt wurde. Allerdings würde sich der Verein weitere Möglichkeiten wünschen, seine Veranstaltungen im Stadtteil bekannt zu machen. Der Gemeinschaft käme es sicher zugute.

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