von Elke Biebricher-Maus

Bahnstadt-Kinder spüren Römer auf…

Mit Blick auf die an der Wand hängenden wuchtigen alten Eichenbalken (von der römischen Neckarbrücke in Heidelberg) und der Frage „Sind da noch Holzwürmer drin?“ betraten elf Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren in Begleitung von Erwachsenen das Kurpfälzische Museum zum Besuch der Ausstellung „Auf den Spuren der Römer“. Erwartet wurden sie dort von der Mitarbeiterin Frau von Moers-Meßmer, Abteilung Museumspädagogik, die die kleinen Besucher in 75 Minuten mitnahm auf einen ersten Streifzug durch die römische Geschichte von Heidelberg und im Anschluss mit ihnen Öllämpchen töpferte.

Einige Kinder konnten es kaum erwarten, ihre vielen Fragen loszuwerden. Aber bevor es soweit war, gab es erst mal einige Hinweise zu den Regeln im Museum. Die Wichtigste lautete: Bitte nichts anfassen! – was für die neugierigen, wissbegierigen Kinder aus der Bahnstadt nicht immer einfach einzuhalten war.

Der erste Stopp des Rundganges waren Vitrinen mit zwei Modellen römischer Legionäre. Ist das eine Legion? Warum haben die Helme so viel Schmuck? Wann hatten die Römer ihre größte Ausdehnung? Hier konnten einige Jungen - in einem lebhaften Dialog mit der Museumsführerin – ihr Wissen über die Kämpfe der römischen Heere und deren Kampftechniken loswerden und erörtern.

 

Weiter ging es zu einer großen Luftbildaufnahme in Schwarz-Weiß, aufgenommen 1960 über dem Neuenheimer Feld. Über den quer über das Foto verlaufenden weißen Streifen klärte Frau von Moers-Meßmer die Zuhörer auf. So erfuhren die Kinder, dass dieser helle Streifen, der quer über die Felder in Neuenheim verläuft, früher eine römische Straße gewesen ist, die direkt nach Lopodunum (heute: Ladenburg) führte. Ausgrabungen und Nachforschungen ergaben, dass sich an dieser Straße 1400 römische Gräber befanden. In der Nähe standen ein wehrhaftes Kastell und eine Handwerkersiedlung, von denen es aber nur wenige Fundstücke gibt.

Danach durften alle in einem festlichen Speiseraum auf römischen Speisesofas liegend oder sitzend Platz nehmen. Hier erfuhren die Kinder viel über die Essgewohnheiten der Römer (z.B. gebratene Haselmäuse, Schweineeuter und Fischsoße aus vergorenem Fisch), über den bescheidenen Wohlstand der römischen Bevölkerung und den Reichtum weniger Römer, der sich u.a. in der prächtigen Ausstattung ihrer Häuser und der Haltung von Sklaven zeigte. Die Reichen liegen beim Essen, die Armen sitzen beim Essen, so kommentierte dies ein Mädchen mit ihren Worten.  

Konzentriert beobachteten die Jungen und Mädchen, wie eine der Begleitpersonen von der Museums­mitarbeiterin als Römerin mit einer bodenlangen Tunika und einer Toga verkleidet wurde. Es sah schick aus, aber aus heutiger Sicht nicht gerade alltagstauglich für Frauen.

Der weitere Museumsrundgang führte die Besucher - vorbei an einem beeindruckenden Modell der römischen Neckarbrücke von Heidelberg – in den Schauraum „Straße ins Jenseits mit einer großformatig-leuchtenden Illusion der einstigen Gräberstraße“. Hier berichtete Frau von Moers-Meßmer noch über den Totenkult der Römer und verwies auf einzelne Grabbeigaben, bevor es zum Töpfern eines Öllämpchens in die Malstube des Kurpfälzischen Museums ging. Leider fehlte hier ein Modell als Anschauungsobjekt für die Kinder. Mit flinken Händen modellierte die Museumsführerin ein Öllämpchen während die Kinder und auch die Erwachsenen ihren Tonklumpen weich kneteten. Am Ende hatten alle aus dem Tonklumpen ein sehenswertes Öllämpchen oder andere phantasievolle Gegenstände (einen Zeferi-Zeitstab, eine Schildkröte, eine Sojuskapsel) geformt. Mit zufriedener Miene verließen die Kinder die Museumswerkstatt und Frau von Moers-Meßmer bedankte sich - verbunden mit der Hoffnung, dass sie bei den Besuchern Interesse am Museum wecken konnte. (ebm)

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