von Andi Brunner

Corona-Sommer im Kiez

Viele von uns sind zu Hause geblieben.

Auch ich habe mich auf meinem Balkon etabliert und zwischendrin die Umgebung mit dem Fahrrad in Begleitung von Freundinnen erkundet. Schön flach ist es Richtung Süden und Westen. Die höchsten Sanddünen liegen vor der Tür, kleine Oasen wie die Wasserlöcher im Oftersheimer Wald, die im 17. Jahrhundert als Viehtränken, Suhlen angelegt wurden, waren eine unglaublich schöne Entdeckung. Manch eine Familie in unserem Kiez installierte sich ihre Privatsuhle im Garten. Fröhliches Kindergegluchse und -gelächter schallt während des Plantschens durch die Innenhöfe und lässt die Stimmung steigen. Wunderbare kleine Schrebergärtengaststätten ernährten mich „für lau“. Was es hier alles gibt in unmittelbarer Fahrradnähe ist überwältigend.

Es tat sich einiges in den Sommermonaten.

Der neue Platz zwischen den Lebensmittelläden und Gastronomie ist wunderbar belebt und lädt zum Verweilen ein. Alle möglichen Sprachen dringen ans Ohr wie in den Diplomatenvierteln der Hauptstädte dieser Erde. Straßenbahnen ziehen vorbei. Es hat etwas Kosmopolitisches und ich genieße es sehr. Leider hat dieser kleine nette Platz keinen Namen. Richtungsweiser zeigen die Galilei Straße und die Da Vinci Straße an. Der Platz liegt genau dazwischen und es herrscht Halligalli, warum nicht den Platz „Da Vi Gali“ taufen! Der Gadamer Platz ist freitags auch immer eine willkommene Abwechslung. Da ist nachmittags Markt, der uns hoffentlich erhalten bleibt.

Wunderbare Abende kann man auch auf der Schwetzinger Terrasse verbringen in netter Runde. Es gibt Weine aus nah und fern und leckeres Essen unter freiem Himmel im familiären Ambiente.

Parallel zur Bahnstadt-Magistrale bietet der Bach auch einen herrlichen Zeitvertreib. Die von der Stadt eingesetzten Moderlieschen im Bach, die sich von Stechmückenlarven ernähren, haben beeindruckende Gesellschaft; dicke Karpfen, die sich auf Irrwegen dort heimisch gemacht haben, konkurrieren mit Kois. Besonders faszinierend ist die ferngesteuerte Entenfamilie, die drei Küken im Schlepptau hat. Außerdem sieht der Schwarm täuschend echt aus. Nur, dass unsere tatsächliche Entenfamilie fünf Küken hat, die schon groß sind, ließ mich zweifeln. Spätestens, wenn eine kleine Fontäne aus dem Schnabel der Entenmutter schießt, ist der Entenfake enttarnt. Auch kleine ferngesteuerte Bötchen sind ab und an unterwegs. Wann sichten wir das erste Krokodil?

Ja, der Sommer in der Bahnstadt lässt sich gut aushalten trotz der brütend heißen Tage im August. Die machten auch in der Presse Furore, aber Eingefleischte wissen sich davor zu schützen: tagsüber Rollladen runter, Balkontüren und Fenster zu, nachts Lüftung auf höchste Stellung, Rollladen hoch und alle Fenster aufreißen! So lässt es sich aushalten und wenn die Bäume größer werden, wird auch das Klima besser. Die über hundert geplanten Bäume auf der Pfaffengrunder Terrasse werden dabei ihren Beitrag leisten.

Ich freue mich schon auf den nächsten Sommer in der Bahnstadt.

(AB)

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