Die Bahnstadt im Feldversuch für das Seminar Stay cool!
Sonntag, 29.06., 9:00 Uhr, bereits gefühlte 26 Grad im großen Seminarraum des Bürgerhauses: die Jalousien werden schleunigst heruntergelassen. Die 28 Studierenden und die Dozentinnen Dr. Kathrin Foshag und Dr. Kathrin Zangerl sowie das Seminarteam mit Ingolf Bayer und Marlene Friedrich können hautnah erfahren, wie sich die durch den Klimawandel bedingte feuchte Hitze in der Stadt anfühlt.
Das Seminar beginnt mit meinem Impulsvortrag, einem kurzen Überblick über die Thermografie, der ein grundlegendes Verständnis für Wärmebilder vermitteln soll und im Kontext der Thermalbefliegung steht, bei der letztes Jahr im Juli die Pfaffengrunder Terrasse und das Spitze Eck mit einer Thermaldrohne beflogen wurden, um die Klimaanpassungsmaßnahmen der Stadt "sichtbar" zu machen.
Die Veranstaltung mit Exkursion in die Bahnstadt ist bereits der zweite Seminartag der viertägigen Lehrveranstaltung im Rahmen von "Stay cool!", einem interdisziplinären Seminar, an dem Studierende der Medizin und der Geografie teilnehmen und das sich mit den Themen Hitze und Gesundheit auseinandersetzt. Das Seminar ist Teil des Projekts "Stay cool! Entwicklung interdisziplinärer digitaler Lehr-/Lernmodule zu Hitze und Gesundheit", das als Fellowship-Programm für Lehrinnovationen und Unterstützungsangebote in der digitalen Hochschullehre in Baden-Württemberg gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, Lehr-/Lern- und Informationsmaterialien zur Sensibilisierung zu entwickeln, die Anpassung an extreme Hitzeereignisse zu unterstützen, ein Verständnis für die Dringlichkeit des Themas bei den Studierenden zu fördern und die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema an der Schnittstelle Klimawandel und Gesundheit zu stärken. Die entwickelten Materialien unterstützen über das Seminar hinaus die Vermittlung komplexer Inhalte zum Thema Klimawandel, Hitze und Gesundheit faktenbasiert, zeitgemäß und ansprechend.
Auf den Impulsvortrag folgte eine Führung durch die aktuelle Ausstellung "Die Ästhetik der Klimaanpassung", die u. a. einen anschaulichen Vergleich von Wärmebildern mit Realbildern visualisiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 15.Juli zu besichtigen.
Die darauffolgende Aufgabe bestand in einer Exkursion, um eigene Beispiele resilienter Infrastruktur in der Bahnstadt zu finden, zu fotografieren und interdisziplinär zu betrachten. Inspiriert durch eine im Vorhof des B3 aufgehängte Bildergalerie mit vielen positiven Beispielen zu Klimaanpassungsmaßnahmen, aber auch mit weiteren Beispielen, wo diese nicht möglich oder noch nicht erfolgt sind, wurden die Ergebnisse anschließend besprochen und diskutiert.
Abschließend konnten die Studenten "hands on" an fünf verschiedenen Stationen praktische Erfahrungen sammeln und ausgewählte Inhalte vertiefen:
- mittels einer im LA33 aufgebauten Feldstation zur Thermalbefliegung mit Drohne,
- dem Ausprobieren von Handmessgeräten, wie z. B. Infrarotthermometer, Thermohygrometer oder Windmesser vor Ort,
- mit dem DJI Analysis Tool zur Nachbearbeitung von Wärmebildern und deren Ergebnisvalidierung,
- mit der wissenschaftlichen Auswertung einer spanischen Studie mit ähnlicher Fragestellung, bei der ein historischer Platz in der südspanischen Stadt Huelva beflogen wurde
- sowie bei der Bearbeitung von spezifischen Fragestellungen in Bezug auf die Anwendung von thermografischen Methoden im Public Health-Bereich (z. B. bei der Erkennung von Hitzestress).
Als Rahmen für den Exkursionstag durch die Bahnstadt dienten vielfältige Lernmodule, wie z. B. das Klimapuzzle anhand dessen am ersten Seminartag die verschiedenen Problemstellungen zu Hitze und Gesundheit sowie die Zusammenhänge zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten des Klimawandels erarbeitet wurden.
An den folgenden Seminartagen wird es um die thematische Vertiefung in medizinischen Forschungsfeldern gehen und um die Entwicklung der interdisziplinären Lehr- und Lernmodule. So soll das Seminar insgesamt dazu beitragen, bei den Studierenden die Motivation zu fördern, sich aktiv mit entsprechenden Präventions- und Anpassungsstrategien auseinanderzusetzen und ein Bewusstsein für den späteren Beruf schaffen – im klinischen Alltag, in der Schule, in Planungsprozessen und darüber hinaus.
In diesem Kontext bedanken sich die Dozentinnen recht herzlich beim Bahnstadtverein für die Möglichkeit, die wissenschaftliche Forschung über Hitze und Gesundheit in die Bahnstadt zu tragen und die Räumlichkeiten als interaktiven Lernraum nutzen zu können.
Weitere Informationen:
Kathrin Foshag & Kathrin Elisabeth Zangerl | Stifterverband:
https://www.stifterverband.org/bwdigifellows/2024_foshag_zangerl
Neue digitale Lehr- und Lernkonzepte zum Thema Hitze und Gesundheit:
https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/neue-digitale-lehr-und-lernkonzepte-zum-thema-hitze-und-gesundheit
Fotos:
Marlene Friedrich
https://pixabay.com/de/photos/frau-sonnenschirm-heiss-hitze-208584/