Großes Interesse zum Thema „Gerechtere Parkraumbewirtschaftung“
Das Kurzeitparken ist in unserem Stadtteil deutlich teurer geworden. Im August 2025 wurde die Parkraumbewirtschaftung eingeführt und hat zu Unmut bei vielen BahnstäderInnen geführt. Der Stadtteilverein hatte deshalb am Montag, den 13. Oktober 2025, einen Themenabend mit Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain und Bärbel Sauer, Leiterin des Amtes für Mobilität, organisiert.
Der Bürgersaal war mit rund zweihundert Anwohnern und Interessierten fast überfüllt, als der Themenabend von den beiden Organisatoren Reinhard Eisel und Thorsten Hupperts eröffnet wurde.
„Unser Ziel ist es, über das Thema aufzuklären und mögliche Lösungsmöglichkeiten unter der Mitwirkung der beiden Vertreter des Mobilitätsamtes aufzuzeigen“ eröffnete der erste Vorsitzende Thorsten Hupperts den Diskussionsabend.
Yvonne Knappstein vom Team ewen aus Darmstadt, moderierte den Themenabend souverän und startete gleich mit einigen Fragen für den Verkehrsbürgermeister Schmidt-Lamontain:
- Warum ist der Stunden- und Monatspreis so hoch?
- Warum gibt es keine Anwohnerparkausweise, wie in den anderen Stadtteilen?
- Warum muss für das Parken auf einem öffentlichen Stellplatz 24 Stunden am Tag bezahlt werden, also auch abends und am Wochenende?
Herr Schmidt-Lamontain erklärte, dass kostenloses Parken in der Bahnstadt aufgrund des städtebaulichen Rahmenkonzeptes von 2007 nur eine Übergangslösung war. Dies wurde auch im Jahr 2022 mit der Fortschreibung nochmal bekräftigt – warum es so lange gedauert hat, bis das Parkraumbewirtschaftungskonzept umgesetzt wurde, konnte er allerdings nicht beantworten.
Der Monatspreis für einen Stellplatz außerhalb der Tiefgaragen mit 150 Euro orientiert sich an den privaten Tiefgaragenpreisen, die Bewohner mieten können. Das Ziel ist es, die Bahnstadtbewohner dazu zu bringen, ihre Autos in den Tiefgaragenplätzen zu parken, die unter jedem Quartier vorhanden sind.
Herr Schmidt-Lamontain widersprach der Nachfrage, dass die Stadt mit den hohen Parkgebühren die leere Stadtkasse füllen wolle. Das Parkraumkonzept wurde beschlossen, lange bevor die Stadt Heidelberg in eine finanzielle Notlage geraten ist. Auch gebe es keine Zieleinnahmen für die gebührenpflichtigen Parkplätze. Im Vordergrund stünde die Erhöhung der Verkehrssicherheit, z.B. das Halten und Parken an Kreuzungen oder Tiefgarageneinfahrten oder in der zweiten Reihe auf der Straße zu reduzieren.
Die BahnstädterInnen wünschten sich u. a. in der Online-Petition, die mittlerweile 953 Bewohner unterschrieben haben, Bewohnerparkausweise wie in der Altstadt oder Handschuhsheim. Diese werden dort für 120 Euro im Jahr angeboten. Der Verkehrsbürgermeister sagte dazu, dass diese Regelung für die Bahnstadt nicht übernommen werden kann. In den genannten Stadtteilen sei ein erheblicher „Parkdruck“ vorhanden, den es in der Bahnstadt aufgrund der Tiefgaragenstellplätze nicht gäbe.
Er verwies darauf, dass einige Details der Regelungen nicht plötzlich, sondern auf Anregungen im Rahmen einer Bürgerbeteiligung im Bürgerhaus Bahnstadt eingeführt wurden. An dieser Bürgerbeteiligungsveranstaltung im Oktober 2024 hatten 50 BahnstädterInnen teilgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde in Kleingruppen zu verschiedenen Themen diskutiert, es wurde damals jedoch nicht über das Gebührensystem gesprochen. Die Mehrheit der Teilnehmer sprach sich seinerzeit jedoch für eine kostenpflichtige Regelung für Besucher aus, wünschten sich aber, dass Kurzzeitparken für 4 Stunden möglich sein solle.
„Darüber können wir reden“, machte der Verkehrsbürgermeister den Anwesenden unter Applaus Hoffnung. Das freie Parken am Wochenende wurde von ihm dennoch kritisch gesehen, denn die feiernden Partygäste der Halle02 könnten am Wochenende stören. Einige Anwesende verwiesen darauf, dass die Feiernden meist mit dem ÖPNV anreisten, gerade weil sie auf eine Party gingen.
Ein anwesender Gemeinderat äußerte sich positiv zur Parkraumbewirtschaftung, appellierte aber an das Publikum, sich direkt an die gewählten Gemeindevertreter zu wenden. „Richten sie Ihre Beschwerden direkt an uns Gemeindevertreter und nicht an die Stadtverwaltung. Diese setzt nur die gefassten Beschlüsse um“.
Ein Rentner erhielt viel Beifall für seinen Fall: „Mein Sohn besucht mich zweimal in der Woche aus Mannheim, um mir zu helfen, für mich einzukaufen und das Nötigste und Dringendste zu erledigen, ich bin auf seine Hilfe angewiesen – jetzt muss er 500 Euro im Jahr zusätzlich ausgeben. Finden Sie das fair?“ Er und weitere Teilnehmer wünschen sich Besucherparkausweise wie in den Stadtteilen mit Anwohnparkausweisen. Schmidt-Lamontain sagte zu dies zu prüfen, äußerte aber rechtliche Bedenken, auch weil die Ausgabe von Besucherparkausweisen an die Einführung von Anwohnparkausweisen gebunden sei.
Der Themenabend war hochinteressant und spannend, auch wenn zum Teil emotional und hitzig diskutiert wurde. So gab es nicht nur negative Kommentare, sondern auch Lob für die neue Parkraumbewirtschaftung wie z. B. mehr Platz, weniger Verkehr, sicherer für den Schulweg der Kinder, keine langzeitparkenden Camper mehr im Stadtteil.
Herr Schmidt-Lamontain stellte am Ende in einer Nachbesprechung spontan eine weitere Infoveranstaltung mit dem Stadtteilverein in Aussicht. Herzlichen Dank an Herrn Schmidt-Lamontain und Frau Sauer für Ihr Kommen, den Stadt- und Stadtteilvertretern für ihre Anwesenheit und vor allem dem Diskussionspublikum für die guten und offenen Fragen.
Unsere Demokratie lebt.