von Norbert Rau

Ist Kriminalprävention in der Bahnstadt uninteressant?

Ist die Bahnstadt tatsächlich so sicher? Scheint so, denn weniger als eine Handvoll Bahnstädter nahmen am 24. Oktober an der Podiumsdiskussion  „Kriminalprävention in Heidelberg – erfolgreich oder doch nur teuer?“ im Bürgerhaus am Gadamerplatz teil. Auch ansonsten war die Veranstaltung nur mäßig besucht, was vielleicht darauf hinweist, dass die Kriminalprävention tatsächlich erfolgreich ist, denn wenn Kriminalität mehr als nur ein gefühltes Problem wäre, hätte man mehr Diskussionsteilnehmer und Ratsuchende erwarten können. So blieb die Diskussion fast ausschließlich auf die Podiumsteilnehmer beschränkt, moderiert von Micha Hörnle von der RNZ.
 
Die Frage nach „teuer“ konnte hingegen mit Zahlen belegt werden. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner erläuterte, welche Ausgaben unter den Titel „Kriminalprävention“ fallen und dass allein Heidelberg hierfür jährlich eine halbe Million Euro bereitstellt. Dass sich dies lohnt, erläuterte Prof. Dr. Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. Das Institut hat eine stolze „Rendite“ errechnet, d.h. der Einsatz brachte mindestens doppelt soviel an eingesparten Kosten. Und die können immens sein. Welchen Rattenschwanz an Kosten ein Kriminalfall nach sich zieht, zählte Polizeipräsident Andreas Stenger auf. Dabei geht es nicht nur um den direkt entstandenen Schaden, sondern beispielsweise auch um die Kosten für den Polizeieinsatz, Krankenhauskosten, Gerichtskosten, Haftkosten und noch etliches mehr. Und das summiert sich.
 
Deutlich wurde auch, dass Kriminalprävention nur durch regionale und inter-institutionelle Kooperation erfolgen kann und am Beispiel Jugendkriminalität wurde deutlich, wieviele Institutionen in der Region hierbei ineinandergreifend aktiv sind. Sigrid Laber, die Leiterin des Jugendtreffs Heidelberg-Kirchheim berichtete aus ihrer Erfahrung, wie wichtig die diesbezügliche Unterstützung der Jugendeinrichtungen durch Stadt, Polizei und Rechtsinstitutionen ist. Dass Gewalt unter Jugendlichen nicht mehr dem Gebot der Fairness unterliegt und was hiergegen zu unternehmen ist, machte die Jugendrichterin am Amtsgericht Heidelberg Nicole Bargatzky mit deutlichen Worten aus ihrer Praxis klar. Jeder kennt zumindest vom Hörensagen drastische Beispiele, aber wenn die Kriminalprävention nicht wäre, gäbe es wahrscheinlich erheblich mehr solcher Fälle.
 
Natürlich wurde auch das Thema „Ausländerkriminalität“ angesprochen, besonders die von Flüchtlingen und Migranten verübte. Aber hier machte Jörn Fuchs, der Vorsitzende der Heidelberger Stadtteilvereine, anhand seiner Erfahrungen in Kirchheim klar, dass die anfänglichen Ladendiebstähle und Belästigungen inzwischen rückläufig oder zum größten Teil Geschichte sind. (nr)

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