von Norbert Rau

Jahresmitgliederversammlung in Zeiten von Corona

Mit Gesichtsmaske rein und nachher wieder raus. Im Raum nur mit derselben bewegen aber ohne sie sitzen. Sorgfältig ausgemessene Abstände zwischen den Stühlen. Versammlung geht, wenn auch nicht so wie sonst, beobachtet Dr. Norbert Rau

 
Nur ein harter Kern von knapp drei Dutzend Mitgliedern, nach Hygiene- und Abstandsregeln mit großen Abständen über den großen Saal des Bürgerhauses der Bahnstadt verteilt, nahm an der diesjährigen Jahres­versammlung teil, die aus bekannten Gründen vom Frühjahr auf den 9. Juli verlegt wurde. Und dieses Mal gab es mehr Veränderungen als bei früheren Versammlungen.
 
Dieter Bartmann (linkes Foto, am Rednerpult), der den Verein zusammen mit 21 anderen Aktiven 2012 der Stadtteilverein Bahnstadt e.V. gegründet hatte und ihm seither zunächst als Vorstandssprecher, dann als Vorstandsvorsitzender vorstand, trat zurück, weil er sich beruflich neu orientiert und sich als Selbständiger völlig auf den Neuanfang konzentrieren muss, was bei allen auf volles Verständnis und gute Wünsche traf. Dieter wird dem Vorstand aber weiterhin angehören.
 
Als Nachfolger wurde Dr. med. Alexander Hubert (rechtes Foto) gewählt, der kurz nach seinem Einzug in die Bahnstadt 2013 Mitglied des Vereins wurde und seit ein paar Jahren im Vorstand aktiv ist. Vielen ist er durch die jährlichen Martinsumzüge bekannt, die er für hunderte Bahnstädter Kinder organisiert, auch für seine eigenen vier. Er gehört sowohl zu den Gründungsmitgliedern des Bahnstadtchors „Abgefahren“, der jetzt als Abteilung dem Stadtteilverein Bahnstadt e.V. angehört, als auch zu denen des Fördervereins Kita Schwetzinger Terrasse e.V., dessen Vorsitzender er inzwischen ist. Im vergangenen Jahr hat er den Internetauftritt des Stadtteilvereins neu gestaltet und kümmert sich um seine Aktualisierung.
 
Nach dieser Aufzählung könnte man vermuten, dass er für andere Dinge wenig Zeit hat, aber das ist weit gefehlt. Seit 2011 ist er in der Abteilung für Neuroradiologie des Universitätsklinikum Heidelberg tätig, inzwischen als Oberarzt. Sein Medizin­studium hat er in Würzburg absolviert, wo er 1983 geboren wurde. Dort hat er nach Aufenthalten in Basel, München und Rochester, N.Y., Staatsexamen abgelegt und promoviert.
 
Der fünf Mitglieder umfassende ge­schäfts­führende Vorstand hat sich etwas anders organisiert. Dr. med. Fabian Schlaich orientiert sich beruflich neu, was einen Ortswechsel erforderlich macht. Er gibt das Finanzressort an Wolfram Fleschhut ab und hat mit seinem per Videoübertragung aus Osnabrück abgegebenen Bericht des Schatzmeisters seine letzte offizielle Handlung abgeschlossen. Vom Kassenprüfer Oliver Driver-Polke wurde die Richtigkeit des Finanzberichtes bestätigt („…für einen Mediziner im öffentlichen Dienst erstaunlich gut gewirtschaftet…“) und Vorschläge gemacht, wie die Transparenz noch gesteigert werden kann. Ulrike Diener-Bartmann wechselt als Mitgliedswart vom erweiterten in den geschäftsführenden Vorstand. Dr. Heike Rompelberg bleibt weiterhin stellvertretende Vor­sitzende und Elke Biebricher-Maus die bewährte Protokollführerin.
 
Neu im auf 13 Mitglieder angewachsenen, erweiterten Vorstand sind Ingolf Bayer, der sich vor allem den IT-Aufgaben widmen will, Andrea Brunner, die vielen schon als Mitautorin der Bahnstadt Info bekannt ist und sich neben ihrem Engagement bei Bahnstadt Live redaktionell einbringen wird, Anne Kißler als Vertreterin des Bahnstadtchors „Abgefahren“, Liliana Ramirez, die das Finanzressort unterstützen wird, Dr. Mirko Vianello, der sich die Themen Recht und Öffentlichkeitsarbeit auf die Fahnen schreiben will und Sigrid Zweygart-Perez, die sich bereits bei der Organisation des diesjährigen, coronabedingt ausgefallenen Sommerfestes engagiert hat und dies bei einem erneuten Anlauf im nächsten Jahr noch einmal versuchen will.
 
Als neue Kassenprüferinnen haben sich Gabi Fischer und Sylvie Wenz unter dem Applaus der Anwesenden bereit erklärt.
 
In seiner letzten Pflicht als scheidendem Vorstandsvorsitzenden legte Dieter Bartmann Rechenschaft über die letztjährige Arbeit des Vorstands ab und hier kam einiges Eindrucksvolle zusammen. So viel, dass das Meiste aus Zeitgründen nur angeschnitten werden konnte und hier nur das Wesentlichste erwähnt werden soll.
 
Eine der größten Aufgaben für den Stadtteilverein waren Inbetriebnahme und Management des Bürgerhauses, das am 1.1.2018 dem Stadtteilverein übergeben wurde und nach einer Orientierungsphase mit den Vermie­tungen der Räume beginnen konnte. 2019 war das erste volle Vermie­tungsjahr und mit einem Ab­schluss von € 63.000 sehr erfolgreich, ebenso wie das erste Quartal 2020 - bis zu Corona. Inzwischen finden die ersten Vermietungen unter strengen Hygienebedingungen wieder zaghaft statt.
 
Die Nutzung der Räume verteilte sich 2019 zu ungefähr je einem Drittel auf gemeinnützige Organisationen, Gewerbetreibende und Privatpersonen, sowie dem Stadtteilverein.
 
Am 31.12.2020 wird nach derzeitiger Vereinbarung mit der Stadt Heidelberg der „Probebetrieb“ enden und der neue Vorstand wurde von der Versammlung ermächtigt, im Namen des Stadtteilvereins Verhandlungen zu führen, um unter seiner Leitung die Weiterführung des Betriebs sicherzustellen.
 
Das eigentliche Vereinsleben, die vielen Treffen, Veranstaltungen und Feste, die wir 2020 vermissen werden, füllten 2019 die Terminkalender:
 
Das Sommerfest war mit mehreren tausend Besuchern und über 550 Anmeldungen beim Bahnstadtlauf (in Zusammenarbeit mit dem HTV) ein voller Erfolg, nicht zuletzt aufgrund der Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden, mit den Freunden der Grundschule, der Jugendkunstschule und anderen. Finanziert durch Bewirtung, den Startgebühren für den Bahnstadtlauf und insgesamt 20 Sponsoren, und unterstützt durch ein schönes, wenn auch heißes Sommerwetter war die Wirtschaftlichkeit des Festes unterm Strich mit einem kleinen Plus gesichert.
 
Zum ersten Mal fand in der Bahnstadt in Zusammenarbeit mit dem Stadtteil­verein Bergheim der Senioren­herbst statt, mit über 100 Gästen, die bei Kaffee und Kuchen sowie einem umfangreichen Bühnen­programm erstaunt feststellen mussten, dass man in der Bahnstadt gut feiern kann. Zum Seniorenherbst - diesmal als Senioren­advent gefeiert - lädt die Stadt Heidel­berg in Zusammenarbeit mit den Stadtteil­vereinen alle Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren ein.
 
Daneben organisierten der Verein, seine Arbeitsgruppen, oder einfach nur initiative Mitglieder die Konzerte von BahnstadtLive, die Aktivitäten von BahnstadtAktiv, die fast monatlichen Stadtteilfrühstücke mit ihren teils exotischen Themenschwerpunkten, die Themenabende mit interessanten Vorträgen, Mitgliedertreffs, Kinderkino, RepairCafe, Spieletreff, Laternenumzug, Winterfest…
 
Auch die politische Arbeit geriet nicht zu kurz, wenngleich viele Termine für die meist berufstätigen Vor­stands­mitglieder ungünstig lagen. Viele Pressetermine oder Begehun­gen mit Stadtvertretern wurden entweder von Dieter Bartmann oder Norbert Rau wahrgenommen. Im Mai organisierte der Vorstand das von Micha Hörnle (RNZ) moderierte Wahlforum 2019, in welchem alle politischen Parteien vertreten waren. Und in den Bezirksbeiratssitzungen ist der Verein regelmäßig durch den Vorstandsvorsitzenden vertreten. Presse­mitteilungen über wichtige Aktivitäten des Vereins, das Schreiben von Artikeln, Grußworten, Interviews, die Pflege der Internetseite gehörten zur politischen Arbeit des Vorstands.
 
Im Juli erschien das von der Stadt Heidelberg herausgegebene Buch „10 Jahre Bahnstadt“, in welchem der Stadtteilverein eine Doppelseite erhalten hat.
 
Wie die Vereinsaktivitäten 2020 weitergehen werden, ist situativ bedingt nicht einfach zu sagen. Die geplanten Großveranstaltungen wie Sommerfest, Bahnstadtlauf oder Seniorenherbst wurden abgesagt. Mit den Abstands­regeln des Hygienekonzepts können im Bürgersaal ca. 30 Personen, in den Seminarräumen jeweils 6 bis 12 Personen untergebracht werden, zu wenig für kulturelle Veranstaltungen.
 
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es trotz der erfolgreichen Arbeit in 2019: Nachdem die Mitgliederzahl von 2012 bis 2019 stetig und fast linear  auf 539 angestiegen war, ging sie trotz aller Aktivitäten und Angebote bis Mitte 2020 auf das Niveau von 2018 zurück. Ob dies daran liegt, dass sich die ersten „Pioniere“ mehr mit dem Stadtteil identifizierten als die neuerdings hinzugezogenen, oder ob die Alterstruktur der Bahnstädterinnen und Bahnstädter ein geringeres Interesse an Vereinsarbeit bedingt, oder ob die jungen Eltern einfach keine Zeit hierfür haben?
 
Doch das Beispiel Alexander Hubert mit seinen vier Kindern beweist das Gegenteil. (nr)

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