von Hartmut Hillebrand

Lesekompetenz und Sprachentwicklung

‚Family Literacy – Vorlesen und Lesen in der Familie‘ stand auf der Agenda des Themenabends am 16. September im Bürgerhaus. Lesepädagogin Mechthild Goetze machte sehr deutlich, dass eine umfassende Lesekompetenz die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist und weniger empfänglich macht gegenüber populistischen Vereinfachungen. Basierend auf ihrer langjährigen Erfahrung illustrierte sie äußerst lebendig an zahlreichen Beispielen, wie man in den Familien, aber auch außerhalb die Lesemotivation und Lesekompetenz fördern kann.

Mit diesen Beispielen machte die Referentin den Zuhörern auch klar, wie umfassend Lesen heute gedacht und gefasst werden muss. Viele denken beim Thema Lesen zuerst an das Lesen von Büchern. Aber gelesen wird heute überall: Zeitungen, Zeitschriften, digitale Medien, WhatsApp, Werbung etc. Problemtisch ist jedoch, dass 17,5 % der Erwachsenen maximal kurze Texte mit einfachem Vokabular lesen und verstehen können.

Nur wer wirklich lesen kann, kann Informationen jeglicher Art verstehen, in Kontexte stellen und darüber reflektieren. Lesen ist die Grundlage für Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Mechthild Goetze machte sehr deutlich, dass damit Lesen eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft ist, die nicht in den Familien allein gelöst werden kann.

Warum aber Literacy und nicht Lesen? Literacy meint mehr als Lesen und Schreiben. Dazu gehört das sinnentnehmende Lesen, bei dem Bilder im Kopf entstehen, Vertrautheit mit Büchern, die Kenntnis der literarischen Sprache (neben der Alltagssprache) , das Lesen von Bildern und Medienkompetenz ganz allgemein. Und Family Literacy betont die Wichtigkeit des Lesens und Vorlesens in der Familie. Weder Schulen noch Kindergärten allein können die Kinder bei ihrer Sprachentwicklung begleiten.

Mechthild Goetze stellte in ihrem Vortrag auch zahlreiche Bilder- und Kinderbücher vor und erläuterte an Beispielen wie Eltern, Großeltern und andere Erwachsene Kinder für das Lesen und die Sprache ganz allgemein begeistern können.

Mit dem Vortrag von Mechthild Goetze über ‚Family Literacy – Lesen und Vorlesen in der Familie‘ hatte der Bahnstadtverein ein weiteres sehr wichtiges und aktuelles Thema auf die Agenda ihres Themenabends gesetzt. Leider fanden aber nicht so viele  Zuhörerinnen und Zuhörer den Weg ins Bürgerhaus wie es das Thema und die Referentin verdient gehabt hätten. (hh)

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