von Norbert Rau

…oder machen die Bahnstadt bunter!

Graffiti, falls man diese Schmierereien überhaupt als solche bezeichnen möchte, begegnen wir in der Bahnstadt leider immer häufiger, denn die Zahl derer, die glauben, mithilfe von Sprühfarbe ihrer psychisch fragwürdigen Persönlichkeit ein öffentliches Denkmal setzen und dabei das ästhetische Empfinden anderer verletzen zu können, nimmt nicht ab.

So ist im Januar Anwohnern der Promenade in der Nähe des ICE-Spielplatzes die Schmiererei „Macht die Bahnstadt Bunter“ (mit großen „B“) an der Stampfbetonmauer aufgefallen, wobei der Schmierfink - meistens handelt es sich ja um männliche Exemplare - nicht nur orthografisch minderbemittelt war, sondern mit der anthrazitgrauen Farbe auch noch die eigene Forderung Lügen strafte. Letztere lässt sich angesichts der vielen gleichförmigen „hellen hohen Gebäude mit bodentiefen Fenstern“ (so Hobby-Kabarettist Hartmut Hillebrand) durchaus vertreten, die Form, mit der die Forderung kommuniziert wird, ist indes nicht akzeptabel.

So haben die Anwohner mit ihren Kids kurzerhand mit bunter Straßenkreide (also die legale Variante) ihre Antworten und Kommentare dazu geschrieben und Kinder haben noch verschiedene Bilder gemalt. Und sie meinen, dass  unsere Bahnstadt doch in vielerlei Hinsicht bunt und vielseitig sei, beispielsweise hinsichtlich der mit uns wohnenden Nationalitäten, der hier vertretenen Kulturen, der Persönlichkeiten und der Altersverteilung. Hinsichtlich der Stampfbetonmauer wollen sie dem Schreiber allerdings ein wenig Recht geben. Nachdem die Stadt Heidelberg die ursprünglich angedachte Begrünung der Mauer aus Kostengründen gestrichen hatte, war zu erwarten, dass immer mehr Graffiti auftauchen. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Pläne noch einmal aus der Schublade zu holen.

Und in der Zwischenzeit können die Kinder ja weiter malen. Auch ein Straßen­kreidemalwettbewerb an der Mauer wird unter Anwohnern mit Kindern bereits diskutiert… (nr)

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