von Norbert Rau

Reduziertes Bahnstadtleben im Zeichen von Corona

Nicht an die „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, wie von Gabriel García Marquez beschrieben, sondern an „Das Leben in den Zeiten des Corona“ muss sich die Bahnstadt für eine Weile gewöhnen. Und das versucht Dr. Norbert Rau zu skizzieren.
 
Dass sich das Leben in der Bahnstadt dieser Tage verändert hat, fällt sofort auf, wenn man durch die Straßen läuft. Weniger Verkehr, keine Menschengruppen, Plausch mit größerem Abstand als sonst. Mütter und Väter mit Kindern, die beschäftigt werden müssen, weil Kindertagesstätten, Spielplätze und Schulen per Anord­nung geschlossen wurden. Nur die Bau­­tätigkeit in den Westarkaden, am Europaplatz und am Stellwerkhäuschen Nr. 2  scheint noch ungebrochen.
 
In Krisen wie diesen manifestiert sich einerseits ein Mangel an Solidarität, der in den Hamsterkäufen zum Ausdruck kommt, andererseits aber erfreulicherweise auch das Gegenteil: man bekommt den Eindruck, dass es mehr Hilfsangebote gibt, als in Anspruch genommen werden können. Angebote, für Ältere und Behinderte einkaufen zu gehen, Babysitting und Kinderbetreuung, Unterstützung im Haushalt sind vor allem im Nach­bar­schaftsnetzwerk nebenan.de zu finden. Hilfezettel der Aktion „Heidelberg solidarisch“ sieht man in Treppenhäusern.
 
Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind unter Berücksichtigung der besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen - auf wenige Personen beschränkter Zugang, Mindestabstand 1,5 m, Kartenzahlung - erhältlich. Aldi, Alna­tu­ra und die drei Bäckereien stellen dies mit Hinweisen und Markierungen auf dem Boden sicher. Manche haben ihre Öffnungszeiten geringfügig eingeschränkt. Die Sitzbereiche zum Verzehr im Laden sind allerdings geschlossen, ebenso wie Kundentoiletten. Speisen und Getränke werden nur zum Mitnehmen verkauft und auch nicht in mitgebrachte Behälter abgefüllt. Auch der Unverpackt-Laden in der Da-Vinici-Straße ist weiterhin geöffnet, wenn auch nur nachmittags. Hier können Kunden Grundnahrungsmittel wie Mehl, Haferflocken, Reis, Nudeln in selbst mitgebrachte Gefäße abfüllen lassen. Selbstbedienung ist zur Zeit allerdings untersagt. Auch der Serpa-Markt und die Getränkestation in der Eppelheimer Straße sind geöffnet. Vom Einkaufszentrum „Westarkaden“ hört man, dass die Eröffnung planmäßig (s. Bahnstadt Info # 84) laufen soll.
 
Natürlich ist auch der Wochenmarkt wie jeden Freitag auf dem Gadamerplatz präsent - Abstandsprobleme gibt es hier nicht. Siehe unteres Foto.
 
Die gastronomischen Betriebe haben teils komplett geschlossen, teils einen Außerhaus-Service eingerichtet. Das neue Qube Hotel und Restaurant musste unmittelbar nach seiner Eröff­nung Anfang März für unbestimmte Zeit geschlossen werden. Auch bei Balthazar, beim DO Café, bei gelato go, dem Café del Mundo, und dem café la terazza sowie dem Metropolis in der Eppelheimer Straße stehen die Stühle auf den Tischen. Café del Mundo bringt Kaffeebohnen und Tee auf Wunsch immerhin vorbei.
 
Andere bieten zubereitete Speisen zum Abholen an oder liefern sie sogar: Star Pizza an der Pfaffengrunder Terrasse sowieso, aber auch Kaoru, Kashmir Tandoori, Vietnam Streetfood oder Thai’s authentic am Langen Anger. Bei letzterem nur über Mittag und abends, dafür aber telefonisch (Tel. 67449978) oder über Lieferando. Auch das vegane Restaurant Alge (Tel. 9069990) am Gadamerplatz bietet von 12 bis 18 Uhr außer Montag Mitnahme-Speisen an.
 
Die Vinothek Laibach & Seeger an der Schwetzinger Terrasse ist ebenfalls von der Schließungsanordnung betroffen. Der Inhaber Felix Kühner läßt die durstigen bahnstädtischen Kehlen aber nicht verdursten. Sie können sich den Wein liefern lassen oder nach Absprache abholen: 0170 9896929 oder felix@laibachundseeger.de.
 
Was für Speisen und Getränke gut ist, ist für andere billig. Während sowohl der Baumarkt Bauhaus, der Friseur- und Kosmetikbedarf Oswald und der Kölle Zoobedarf in der Eppelheimer Straße geöffnet bleiben, mussten andere Läden und Dienst­leister schließen: Friseure und Kosmetikstudios, die Buchhandlung Bücherglück, victor&linchen, das Bekleidungsgeschäft Kastler 17, Mein Brautkleid, und Studio Figura.
 
Einige versuchen, aus der Not trotzdem etwas zu machen. So nimmt Bücherglück weiterhin Buchbeste­lungen entgegen und liefert umgehend gegen Rechnung aus, freut sich aber auch, wenn Geschenkgutscheine für die Zeit nach Corona bestellt werden, und berät telefonisch von 10 – 12 Uhr unter Tel. 3539749. victor&linchen präsentiert eine Produktauswahl auf https://victorundlinchen.jimdofree.com/shoplocal/ die man per Telefon, social media oder email bestellen und sich liefern lassen kann. Auch die Kosmetik- und Naturheilpraxis Annette Eichler bietet ihren Stammkundinnen an, die gewohnten Produkte nach Hause zu liefern, ebenso wie der E-Zigarettenladen best4ecig.
 
Nun hätten die Bahnstädter eigentlich mehr Zeit zum Radfahren. Doch die beiden Fahrradläden sind geschlos­sen. Sie bieten aber weiterhin Reparaturen nach Vereinbarung an: Ruprecht Rides unter 0176 62889050 oder info@ruprecht-rides.de und beim Fahrradladen altavelo ist die Werkstatt geöffnet. Nur der Neukauf eines Bikes muss erst mal verschoben werden.
 
Bares gibt es nur noch vom Automaten der Sparkasse - die Filiale an der Schwetzinger Terrasse ist ansonsten geschlossen. Und wenn die Wäsche schmutzig ist: Die Laundry Lounge mit Hermes Paketshop an der Grünen Meile ist geöffnet.
 
Wie steht es mit der lokalen Gesund­heitsversorgung? Die Zweigstelle Bahnstadt der Kinder­arzt­praxis Fritzsching hat Sprech­zeiten wie gewohnt, mit vorheriger Termin­vereinbarung (Tel. 390987) und Anmel­dung aus sicherer Distanz durch das Fenster. Die Haus­arzt­praxis Bahnstadt (Tel. 6183624) an der Schwetzinger Terrasse stellt während der Corona-Krise zum Infektions­schutz ein festes Praxisteam aus zwei Ärzten. Die Zahnarztpraxis Dr. Bodem (Tel. 485040) bietet nur noch eine Notfallsprechstunde an und bittet, diese wirklich nur nach telefonischer Absprache in Anspruch zu nehmen. Auch die Naturheilpraxis Doris Wipfler vereinbart Termine. Und schließlich ist es auch gesund, wenn man gut sehen kann: Optik Wagner an der Grünen Meile ist ebenfalls geöffnet.
 
Und nächste Woche, am 1. April eröffnet die Reischmann Apotheke Bahnstadt im neuen Einkaufszentrum Westarkaden, wie aus zuverlässiger Quelle (oder „gewöhnlich gut unterrichteten Krei­sen“) zu erfahren war - und das wird kein Aprilscherz. Am Tag danach übri­gens auch der Drogeriemarkt DM - ver­mut­lich mit vollen Toilettenpapier-Regalen.
 
Ansonsten haben wir wirklich nicht viel zu lachen. Das Bürgerhaus ist komplett geschlossen und alle Veranstaltungen fallen aus, ebenso wie die des Tankturms. Der Luxor-Filmpalast hat am 17. März bis voraussichtlich 19. April den Spielbetrieb eingestellt. Und die Kirche in der Bahnstadt „HALT.“ hält sich auch an das Versammlungsverbot: Corona macht vor keinem Halt. (nr)

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