von Andi Brunner und Thorsten Hupperts

Teatime war ein „Mordserfolg“

Am 15. November 2022 um 20:00 Uhr war das Bürgerzentrum mit 132 Zuhörern fast vollbesetzt.

Angie Klocke, die Initiatorin, hatte den richtigen Riecher als sie die Weinheimer Krimiautorin Ingrid Noll im August engagierte und den Vorstand des Stadtteilvereins Bahnstadt e. V. überzeugte eine Lesung durchzuführen.

Die 87-jährige Bestsellerautorin, deren Bücher mittlerweile in 27 Sprachen übersetzt wurden, kam mit leuchtenden Augen und einer ansteckenden sympathischen Ausstrahlung auf die Bühne. Dank zahlreicher Sponsoren aus der Bahnstadt war der Eintritt an diesem Abend kostenlos- selbst der auffällig bunte Sessel, auf dem die Schriftstellerin saß, stellte ein namhaftes Möbelhaus als Leihgabe zur Verfügung.

Und dann legte Ingrid Noll in ihrer markanten, humorvollen Art unverhohlen los. In ihrem neuen Roman “Teatime“ treffen sich sechs junge Frauen regelmäßig zum Austausch. Jede Frau hat eine Macke oder einen Spleen, deshalb spricht die Autorin auch von einem Spinnerinnenclub. So hat Franzi z.B. das Faible immer einen Kamm dabei zu haben, um die Fransen von hochwertigen Teppichen schön gerade zu kämmen. Gemeinsam werden temporär unbewohnte Häuser ausgekundschaftet, um ggf. auch dort sich Zutrifft zu verschaffen und ganz nebenbei auch noch wertvolle Mitbringsel zu stehlen und beim nächsten Treffen damit zu prahlen.

Eines Tages verliert Nina ihre Handtasche und der Finder Herr Haase - „ Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts“ – lehnt den angebotenen Finderlohn ab. Die Lage scheint zu eskalieren, da der arbeitslose Alkoholiker Nina bedrängt. Sie findet jedoch ihre Tasche und verlässt fluchtartig den Treffpunkt. Daraufhin spürt Herr Haase Nina nach einer Weile in ihrer Wohnung auf. Wieder kommt es zu Bedrängungsversuchen. Dabei wirft sie ihn in einer Abwehrreaktion die Treppe hinunter…

Ingrid Noll ist eine wunderbare Vorleserin. Gekonnt führt sie in ihre Figuren ein und lässt das Publikum genussvoll in ein bewegtes Kopfkino eintauchen. Ihrem ausdrucksvollen Sprechen und ihrer angenehmen Stimme hätte man noch länger zuhören können.

Bei der anschließenden Fragerunde erkundigte sich das Publikum nach Arbeitsweisen der Schriftstellerin, Ideenfindung und Entwicklung der Figuren und wie tatsächlich ein Krimi bei Frau Noll entsteht. Außerdem wurde über Übersetzungen gesprochen und über die Verfilmungen ihrer Bücher. Frau Noll beantwortete mit viel Verve all die spannenden Fragen.

Ganz zu Beginn der Fragerunde kam ein Mannheimer auf die Bühne und gestand der Krimiautorin, dass es seine erste Lesung sei, diese aber für ihn sehr eindrucksvoll ist. Er habe schon drei andere Bücher von ihr gelesen, unter anderem „Der Hahn ist tot“. Darauf Ingrid Noll: „ Dann kennen Sie ja auch das Lied?“ Und sie beginnt zu singen „Der Hahn ist tot, der Hahn ist tot. Er kann nicht mehr krähn, kokodi, kokoda, er kann nicht mehr krähn, kokodi,kokoda, koko koko koko kokodi, kokoda.“ Fast alle Zuhörer stimmten spontan mit ein und sangen mit - ein Gänsehaut-Moment an diesem wundervollen Abend.

Im Anschluss signierte Ingrid Noll ihre Bücher, die zum Verkauf auslagen und beantwortete bis tief in die Nacht individuelle Fragen.

Ingrid Noll und Angie Klocke

Bildquelle:  Angelika Löffler

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